Gewitter am Berg
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Gewitter in den Bergen: Tourenplanung & Verhalten bei Gewitter

Kennst du das Gefühl, auf einem Gipfel zu stehen und plötzlich eine völlig neue Wetterlage aufzieht? Dunkle Wolken türmen sich bedrohlich auf und in der Ferne zieht bereits der Regen heran. Blitze zucken über den Himmel und das Donnergrollen folgt nur wenige Sekunden später. Hier erfährst du, dich richtig zu verhalten.

Ein Gewitter bildet sich
Ein Gewitter bildet sich

In solchen Momenten kann leicht Panik aufkommen. In diesem Beitrag erfährst du, worauf du bei der Planung von Touren und während des Wanderns achten solltest, um nicht in ein Gewitter zu geraten. Außerdem geben wir dir Ratschläge, falls du dennoch von einem Gewitter überrascht wirst.

Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen

Gewitter stellen fast überall auf der Erde, insbesondere in den Bergen, eine ernsthafte Gefahr dar. Es gibt mehrere Gründe, warum Gewitter zu einem Risiko werden können:

Schnelle Wetterveränderungen

Sogenannte Schönwetterwolken können sich innerhalb kurzer Zeit zu gewaltigen Gewitterwolken entwickeln. Das bedeutet, dass das Wetter schnell umschlagen kann und Wanderer unvorbereitet von einem Gewitter überrascht werden können.

Blitzgefahr

In exponierten Gebieten wie auf Gipfeln oder in Kamm nähe sowie in der Nähe von Drahtseilen, beispielsweise an Klettersteigen, besteht ein erhöhtes Risiko von Blitzeinschlägen. Diese können zu schwerwiegende Verletzungen führen oder sogar tödlich sein.

Begleitende Naturgefahren

Gewitter werden oft von Temperaturstürzen, Stürmen und heftigen Regen- und Graupelschauern begleitet. Dadurch entstehen plötzlich verschiedene Naturgefahren. Harmlose Bäche können sich in reißende Flüsse verwandeln, Schluchten werden zu gefährlichen Fallen, gesicherte Wanderwege in Felsnähe sind plötzlich Steinschlag ausgesetzt, und steile oder felsige Wege werden zu rutschigen und lebensgefährlichen Pfaden.

Die Tourenplanung

Einholen eines aktuellen und detaillierten (Berg-)Wetterberichtes.

Gewitter am Berg
Gewitter am Berg

Gewitterwahrscheinlichkeit

Bei der Planung einer Bergtour ist es wichtig, die Gewitterwahrscheinlichkeit zu berücksichtigen. Meteorologen geben oft Prozentsätze oder Beschreibungen wie „verbreitete Gewittergefahr am Nachmittag“ an. Es ist wichtig, die Region genau zu betrachten, da Gewitter lokal begrenzt auftreten können. Berücksichtige auch die Tageszeit, zu der Gewitterbildung wahrscheinlich ist.

Startzeitpunkt

Wenn die Gewitterwahrscheinlichkeit hoch ist, starte früh am Morgen und plane genügend Zeit ein, um mittags wieder am Ausgangspunkt zu sein. Es ist wichtig, einen Zeitpuffer für unvorhergesehene Zwischenfälle einzuplanen.

Selbsteinschätzung

Einschätzung der Kondition und Fähigkeiten der Gruppe ist ebenfalls wichtig. Stelle sicher, dass alle Teilnehmer fit genug sind, um den geplanten Zeitplan einzuhalten, und dass das Können vorhanden ist, um im Notfall schnell zurückzukehren.

Gelände und Aktivität

Bei der Wahl des Geländes sollte man besonders bei Kletter- oder Canyoningtouren auf Abstiegs- oder Rückzugsmöglichkeiten achten. An Gewittertagen ist es ratsam, lange Gratklettereien zu vermeiden. Bei langen Tagestouren sollten potenzielle Zwischenabstiege oder sichere Unterstände wie Schutzhütten oder gesicherte Biwakschachteln in die Tourenplanung einbezogen werden.

Ausrüstung

Auch die richtige Ausrüstung ist entscheidend. Neben der Standardausrüstung musst du immer einen Kälte- und Wetterschutz einpacken. Ein GPS-Gerät oder ein Kompass können zur Orientierung bei schlechter Sicht, wie zum Beispiel Nebel, hilfreich sein. Grödel können zusätzliche Trittsicherheit bei schnellen Abstiegen oder beim Queren von Schneefeldern bieten.

Während der Tour – gewitterbewusste Tourenführung

Während der Tour den zuvor definierten Zeitplan einhalten und immer wieder überprüfen, dabei das aktuelle Geschehen am Himmel beobachten.

Anzeichen für Gewitter

Wolkenbildung: Schönwetterwolken können sich im Laufe des Tages, mit der Erwärmung des Bodens und hoher Luftfeuchtigkeit zu gefährlichen Gewitterwolken auftürmen. Diese sind an ihrer markanten, hoch-aufgebauten Nimbus-Form erkennbar.

Bei drohendem Gewitter

Die 10-Sekunden-Regel ist eine wichtige Faustregel, um die Entfernung eines Gewitters abzuschätzen. Wenn der Donner innerhalb von 10 Sekunden nach dem Blitz zu hören ist, bedeutet das, dass das Gewitter weniger als 3 km entfernt ist. In diesem Fall sollte man umgehend Schutz suchen.

Es ist ratsam, lieber zu früh und möglicherweise umsonst umzudrehen und eine Behausung mit Blitzableiter aufzusuchen, als das Gewitter zu unterschätzen. Vermeide exponierte Stellen, Drahtseile und wasserführende Bereiche. Meide hohe und einzelnstehende Bäume sowie andere Objekte wie Strommasten oder Seilbahnmasten (haltet mindestens 5 Meter Abstand). Suche Schutzhütten oder Unterstände auf.

Entfernt metallene Ausrüstungsgegenstände wie Stockspitzen, Pickel oder Mountainbikes, da sie zwar keine Blitze anziehen, aber gute elektrische Leiter sind. Verteilt euch in der Gruppe, um das Risiko einer Blitzschlagverletzung zu minimieren.

Gewitter am Berg

Während des Gewitters

Wenn es keine Möglichkeit gibt, einen sicheren Unterstand zu finden oder du von einem Gewitter überrascht wirst, ergreife die folgenden Maßnahmen.

Suche nach kleinen Mulden auf freiem Gelände und hocke dich mit geschlossenen Beinen hinein. Dies hilft, die potenzielle Wirkung eines Blitzschlags zu minimieren.

Wenn du Ausrüstung wie einen Rucksack oder ein Seil dabeihast, kannst du dich darauf hinkauern, so bist du zum Untergrund isoliert. Achtet darauf, dass du eng geschlossene Beine hast, um die Wahrscheinlichkeit eines Stromdurchflusses zu verringern.

Wenn du dich gerade in einem Klettersteig oder in einer Kletterroute befindest und du mit Selbstsicherung gesichert bist, bleibe in dieser Position und halte dich an Eisenklammern anstatt am Drahtseil fest. Halte dich in Kauerstellung mit eng geschlossenen Beinen und warte das Gewitter ab. Starker Regen kann in Felswänden Steinschlag auslösen, achtet also unbedingt auf diese Gefahr und wäge ab, was aktuell die beste Alternative ist, allen Gefahren auszuweichen.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies Notmaßnahmen sind und es immer vorzuziehen ist, einen sicheren Unterschlupf zu finden, bevor ein Gewitter eintrifft. Befolgt diese Schritte nur, wenn du keine andere Option hast, und sei dir bewusst, dass es keine absolut sichere Methode gibt, um das Risiko eines Blitzschlags vollständig zu eliminieren.

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