Alpiner Notfall: 6 Schritte für Erste Hilfe am Berg
Egal, ob du im Sommer oder Winter unterwegs bist, sei es beim Wandern oder bei Skitouren, es ist entscheidend, die richtigen Maßnahmen bei einem alpinen Notfall zu kennen. In diesem Beitrag werden wir einige Schritte erläutern, wie man sich in solchen Situationen richtig verhält. Es ist für jeden, der sich im Freien oder in den Bergen aufhält, wichtig, die Grundlagen der Ersten Hilfe zu beherrschen. Im Folgenden findest du wesentliche Punkte zur Ersten Hilfe am Berg, die du kennen solltest.
Schritt 1: Ruhe bewahren – Tipps für den Umgang mit einem alpinen Notfall
Wenn es zu einem Unfall kommt, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. In Stresssituationen neigen Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen. Nur wenn wir nicht in Panik geraten, können wir effektiv helfen. Bevor du also zum nächsten Schritt übergehst, solltest du dir die Vorgehensweise ins Gedächtnis rufen.
Schritt 2: Überblick verschaffen & Notrufnummer wählen – Wie du in einer alpinen Notsituation vorgehst
Zuerst solltest du dir einen Überblick über die Situation verschaffen. Ist noch mehr Gefahr im Verzug? Befindet sich der Verletzte möglicherweise in einer gefährlichen Umgebung? Deine eigene Sicherheit hat hier oberste Priorität. Falls nötig, sicherst du den Unfallort ab und bringst den Verletzten an einen sicheren Ort. Wenn möglich, solltest du dann einen Notruf absetzen.
Hier sind einige wichtige Notrufnummern:
- Europaweiter Notruf (unabhängig vom Netzbetreiber): 112
- Bergrettung in Deutschland: 112
- Bergrettung in Österreich: 140
- Bergrettung in der Schweiz: 1414 / mit einem nicht Schweizer Telefon: +41 333 333 333
- Bergrettung in Italien: 118
Wenn aufgrund von schlechtem Handyempfang oder ungünstigen Wetterbedingungen keine schnelle Rettung möglich ist, solltest du sofort mit der Erstversorgung des Verletzten beginnen und den Notruf anschließend absetzen.
Schritt 3: Erste Hilfe leisten
Es gibt wichtige Maßnahmen, die ergriffen werden können, um den Zustand einer verletzten Person möglichst stabil zu halten, bis professionelle Rettungskräfte eintreffen. Im Folgenden werden die wichtigsten Erste-Hilfe Maßnahmen erklärt:
Erste-Hilfe Maßnahmen zur Stabilisierung des Verletzten
- Atemwege freihalten: Überprüfe, ob die Atemwege der verletzten Person frei sind. Entferne gegebenenfalls Fremdkörper oder lege die Person in die stabile Seitenlage, um ein Verschlucken von Erbrochenem zu verhindern.
- Blutungen stoppen: Wenn die Person blutet, versuche die Blutung zu stoppen, indem du Druck auf die betroffene Stelle ausübst. Verwende sterile Verbände oder saubere Tücher, um die Wunde abzudecken und den Druck aufrechtzuerhalten.
- Schock vermeiden: Versuche, die verletzte Person warm zu halten und nicht unnötig zu bewegen. Decke sie mit einer Decke ab, um Unterkühlung zu vermeiden, und beruhige sie, um einen Schockzustand zu verhindern.
- Wunden reinigen und abdecken: Wenn es offene Wunden gibt, reinige sie vorsichtig mit sauberem Wasser oder einer sterilen Lösung. Bedecke die Wunden mit sterilen Verbänden, um das Risiko von Infektionen zu verringern.
- Stabile Seitenlage: Wenn die Person bewusstlos ist und normal atmet, bringe sie in die stabile Seitenlage, um die Atemwege offen zu halten und mögliche Erstickungsgefahr zu minimieren.
- Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW): Wenn die Person nicht atmet oder kein Herzschlag spürbar ist, beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) gemäß den aktuellen Richtlinien. Wenn möglich, frage nach Hilfe und bitte jemanden, den Notruf abzusetzen.
Schritt 4: Notruf absetzen oder Hilfe holen
Effektives Vorgehen bei einem Notruf und wichtige Informationen für die Leitstelle
Die optimale Situation tritt ein, wenn mehrere Personen vor Ort sind und bereits ein Notruf abgesetzt wurde, während andere Erste Hilfe leisten. Sobald der Verletzte stabilisiert ist, sollte spätestens dann ein Notruf abgesetzt werden. Bei der Kontaktaufnahme ist es wichtig, die wichtigsten Informationen zuerst zu nennen. Selbst wenn der Handyempfang während des Gesprächs unterbrochen wird, kann die Rettungsaktion dennoch beginnen.
Nutze auch die Handy-APP: „SOS EU ALP“ zur schnellen und koordinierten Anforderung von Hilfe
https://play.google.com/store/apps/details?id=at.tirol_notfall&hl=de_AT&gl=US
https://apps.apple.com/at/app/sos-eu-alp/id400099520
Es werden folgende Informationen für die Leitstelle benötigt (die 5 W-Fragen):
- Wo genau ist der Unfallort? Bitte eine detaillierte Ortsbeschreibung, Höhenangabe oder GPS-Koordinaten angeben.
- Was ist geschehen? Beschreibe die Art des Unfalls, wie z.B. Sturz, Lawine, Spaltensturz usw.
- Wer meldet den Unfall? Gib deinen Namen und deine Telefonnummer an, um Rückfragen zu ermöglichen.
- Wann ist der Unfall passiert? Nenne den genauen Zeitpunkt oder eine ungefähre Zeitangabe.
- Wie viele Personen sind verletzt? Gib die Anzahl der verletzten Personen an.
In den Bergen sollten zusätzlich Informationen über die Wetterverhältnisse (Wind, Sicht, Geländebedingungen, Hindernisse usw.) und einen möglichen Heli-Landplatz weitergegeben werden.
Während des Telefonats ist es wichtig, den Anweisungen der Leitstelle zu folgen und alle gestellten Fragen zu beantworten. Das Gespräch wird von der Leitstelle beendet. Dennoch sollte das Handy eingeschaltet bleiben, um weiterhin erreichbar zu sein. Falls an der Unfallstelle kein Empfang vorhanden ist, sollte notfalls der Unfallort verlassen werden, um einen Notruf abzusetzen.
Schritt 5: Verhalten bei einer Helikopterrettung
Bei einer Bergung mittels Hubschrauber sind einige Punkte zu beachten, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Je mehr und detailliertere Informationen über die Wetter- und Geländeverhältnisse vorhanden sind, desto besser. Der Pilot trifft anhand von Sichtbedingungen, Windstärke, Seehöhe, Wolkengrenze und Hindernissen, insbesondere Seilen, die Entscheidung, ob der Rettungsflug durchgeführt werden kann oder nicht.
Um die Notfallstelle besser sichtbar zu machen, sollte man sich an einem markanten Geländepunkt, wie zum Beispiel einer Kuppe, positionieren und mit einem auffälligen, signalfarbenen Kleidungsstück, beispielsweise einer leuchtenden Jacke, winken. Erst wenn der Hubschrauber durch klare Annäherung, Schweben oder Kreisen über der Unfallstelle Sichtkontakt signalisiert, kann mit einem „YES“ oder „NO“ angezeigt werden, ob Hilfe benötigt wird.
„In manchen Rucksäcken ist das richtige Verhalten bei einer Hubschrauberbergung als Anleitung unterhalb des Deckelfachs eingedruckt.“
–Thilo Klante, CEO World of Mountains
Der ausgewählte Landeplatz für den Hubschrauber sollte eben sein und mindestens eine Größe von 5×5 Metern aufweisen. Dieser Bereich ist ein absoluter Gefahrenbereich. Es ist ratsam, lose Gegenstände wie Biwaksack oder Bekleidung im Vorfeld zu entfernen oder zu sichern. Der Einweiser positioniert sich mit dem Rücken zum Wind am Ende des Landeplatzes und dient dem Piloten als Fixpunkt. Es ist wichtig, in dieser Position zu stehen oder zu knien und sie beizubehalten. Man wartet auf das Zeichen des Piloten und kann sich dann in gebückter Haltung zum Helikopter bewegen.
Schritt 6: Sicher Absteigen
Nach dem der Verletzte versorgt und abtransportiert wurde, solltest du dir selbst etwas Zeit geben und erst dann absteigen, wenn wieder ausreichend Konzentrationsfähigkeit vorhanden ist.
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